Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch in der Beratung zu begleiten, bedeutet auch mit ihnen die Alternativen zum leiblichen bzw. vollumfänglich genetisch verbundenen Kind zu reflektieren. Das Kennenlernen der Alternativen und der validen Fakten zu den verschiedenen Wegen sozialer Elternschaft durch Adoption oder Vollzeitpflege ist nicht erst am Ende eines langen Kinderwunschweges sinnvoll.
Vorstellungen können reifen, wenn Menschen gut informiert und begleitet werden auf dem „anderen Weg“ eine Familie zu gründen. Die Aufklärung des Kindes durch eine angemessene Rollenklärung von Anfang an wird bei der medizinischen Familienbildung mit Hilfe Dritte eine zentrale Rolle für die Kinderwunschberatung der Zukunft spielen. Dieser Wissenstransfer aus der bewährten Vorbereitung von Adoptiv- und Pflegeeltern hat bereits begonnen. Es ist auch das Thema des Vortrags meiner Kollegin Kerstin Dauses und mir im Rahmen von ADOPTI:ONLine auf der BKiD-Herbsttagung der „Deutschen Gesellschaft für Kinderwunschberatung“. Mit diesen Hintergrundkenntnissen können Fachkräfte dann ihre Klientinnen und Klienten kompetent beraten und die Rollenklärung innerhalb der Familien begleiten, die sich mit Hilfe Dritter gebildet haben. Stärkend für das gesamte Familiensystem.
Dabei geht es jedoch keinesfalls um einen falsch verstandenen Pragmatismus, den die Paare häufig von Seiten des sozialen Umfelds zu hören bekommen: „Dann adoptiert doch einfach.“ Denn „einfach“ ist es eben nicht, auch wenn die Offenheit bei den Kinderwunschpaaren viel größer ist als gemeinhin angenommen. Untersucht ist, dass sich 49 % der aktuell kinderlosen Frauen zwischen dreißig und 39 Jahren künftig vorstellen können, ein Kind aus dem Inland zu adoptieren, bei den Männern sind es in dieser Altersspanne knapp 40 %. Damit ist die Inlandsadoption die favorisierte Möglichkeit, mit Hilfe Dritter eine Familie zu gründen. Der gesamte Themenbereich Gametenvermittlung schneidet im Vergleich dazu viel schlechter ab und liegt bei Frauen und Männern weit abgeschlagen bei Werten unter 20 % (Wippermann, Kinderlosenstudie 2020). Was kann also dazu beitragen, dass aus den Präferenzen in der Vorstellung auch Realität werden kann?
Wir präsentieren Antworten und freuen uns über zahlreiche Anmeldungen zur BKiD-Herbsttagung, die am 19. und 20. September 2025 in Frankfurt am Main stattfinden wird. Das Programm habe ich in diesem Jahr mitkonzeptioniert:
- Alternative Wege der Familienbildung / Sally Schulze
- Pflegeelternschaft – Das Stiefkind der Kinderwunschberatung: Wege für ungewollt kinderlose Paare / Karina Schlee: Jugendamt FFM
- Sichere Basis und sicherer Hafen: Förderung positiver Bindungsbeziehungen in Pflege- und Adoptivfamilien / Dr. Ina Bovenschen: DJI München
- Familienplanung 2.0. – Anmerkungen zu den aktuellen reproduktionsmedizinischen Möglichkeiten und ihren familialen wie kulturellen Folgen Familienplanung 2.0. / PD Dr. Olaf Behrend: Universität Siegen
- Familienbildung mit Gametenvermittlung – Synergien aus der Praxis des Adoptionsdienstes und der systemischen Kinderwunschberatung für die Rollenklärung des Kindes / Kerstin Dauses: SkF Nürnberg & Bettina Klenke-Lüders
- Interview mit einer Auslandsadoptivfamilie von EfK e.V.


