Viele Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, leiden stillschweigend unter diesem Verlust. Aus vielen Gesprächen auch mit den Männern in meiner Praxis weiß ich, wie belastend die Geschehnisse für das Paar sind, wie schwer es ist, das Erlebnis zu verarbeiten und nach einer Trauerzeit wieder in den Alltag zurückzukehren. In der Öffentlichkeit kommt das Thema Fehlgeburt so gut wie nie vor.
Nun ist der neue Ratgeber „Tabuthema Fehlgeburt“ erschienen, der Einblicke in die Erfahrungswelt der Betroffenen gibt und durch fachliche Informationen abrundet. Die Autorin Miriam Funk hat 400 Frauen befragt, die Berichte lesen sich streckenweise erschütternd. Da reden Ärzte tatsächlich von der „Entsorgung des Materials“ im Angesicht der Patientin, die um ihr Kind trauert. Das Buch ist dann auch ein Plädoyer für einen sensibleren Umgang mit dem Thema im Klinikalltag und in der Gesellschaft insgesamt. Es ist nicht entscheidend, in welcher Schwangerschaftswoche es zu einer Fehlgeburt kommt. Es ist der Verlust des Kindes – zu jedem Zeitpunkt.
Interessant und hilfreich sind auch die Empfehlungen für die Angehörigen: wenig einfühlsam ist es die Erlebnisse zu beschwichtigen. Es ist keinesfalls tröstlich für die Wunscheltern zu hören, dass es ja noch gar kein Kind gewesen sei. Genauso unangemessen: Spekulationen über eine mögliche Behinderung.
„Alle Frauen sollen wissen: Du bist nicht schuld!“, ist das wohltuende Credo der Autorin, die eine Gemeinsamkeit aller interviewten Frauen festgestellt hat. Sie alle müssen erst lernen, dass sie nichts falsch gemacht haben. Ein wichtiger Schritt, um die Situation mit der Zeit akzeptieren zu können.
Der Ratgeber für Betroffene und Angehörige ist im Mabuse-Verlag erschienen und kostet 16,95 Euro.